Organisationen und COVID

Neue Publikation: Die Resilienz der Helfenden

Im Juni 2022 veröffentlichten Charlotte Rößler-Prokhorenko, Swen Hutter und Gesine Höltmann einen Artikel in den WZB-Mittelungen über die Auswirkungen der Corona Pandemie auf zivilgesellschaftliche Vereine. Dabei wurde sich besonders auf die unterschiedlichen Strukturen des zivilgesellschaftlichen Engagements fokussiert. Es fand eine Befragung unterschiedlicher Vereine und Organisationen statt.

Während der Corona Pandemie kam es in allen gesellschaftlichen Bereichen zu Notlagen. Vereinsamung, materielle Engpässe, Unterversorgung der Gesundheits- und Bildungsbrachen sind alles Auswirkungen, die die Corona Pandemie und ihre Einschränkungen mit sich gezogen hat. Aber auch die Initiativen, Vereine und Organisationen, welche in Krisenzeiten Unterstützung leisten, waren betroffen.

Die drei Organisations-Typen

In Deutschland ist das klassische, ehrenamtliche Vereinswesen am meisten verbreitet. Darunter zählen beispielsweise Sport- und Kulturvereine aber auch jegliche Freizeitvereine. Mehr als jeder Vierte in Deutschland ist in einem Verein ein eigetragenes Mitglied. Auch Wohlfahrten wie die AWO, das Rote Kreuz oder der Caritasverband bilden eine wichtige Grundlage für zivilgesellschaftliche Unterstützung.

In den letzten Jahren werden gesellschaftliche Organisationsformen immer professioneller und informeller zugleich. Organisationen unterziehen sich während eines gesellschaftlichen Wandels immer einer eigenen Weiterentwicklung. Dabei versuchten Rößler-Prokhorenko, Hutter und Höltmann erstmals die Vielfalt informeller und formeller Akteure einzufangen. Die über 1.000 befragten Organisationen waren in drei verschiedene Typen aufzuteilen:

Typ Beschreibung
Informelle Organisationen/Initiativen In informellen Organisationen existiert nur ein geringes Maß an festen Strukturen. Sie kennzeichnen sich durch ihre offene Art. Typisch sind in dieser Gruppe die Bürgerinitiativen, welche sich um lokale Anliegen bemühen.
Professionelle Vereine Professionelle Vereine beschäftigen bezahlte Mitarbeiter*innen, welche ein hohes Maß an Fachkenntnissen besitzen. Diese vereine besitzen festere Strukturen und gezielte Aufgabenteilung. Oftmals sind Non-Profit Organisationen (wie beispielweise karitative Arbeit) in diesem Sektor zu verordnen.
Der Klassische Verein Diese Vereine sind meist im Vereinsregister eingetragen. Hier dreht es sich häufig um verschiedene Freizeit- und Kulturvereine (wie beispielsweise Fußballvereine oder Chöre). Ihre Mitgliedschaft ist meistens auf rein ehrenamtlicher Basis aufgebaut.

Was macht Organisationen resilient?

In der Umfrage konnte herausgefunden werden, dass der Organisationstyp ein entscheidender Faktor für die Resilienz der Organisationen während der Krisenzeiten war. Aber auch die Art des Tätigkeitsfeldes hatte Auswirkungen auf die Widerstandsfähigkeit. Vereine, die auf das Zusammenkommen von Menschen angewiesen waren, litten am meisten unter der Deaktivierung dieser Bereiche. Besonders Veranstaltungen und Protestorganisationen, aber auch Organisationen aus dem Freizeitbereich wurden von den Einschränkungen am stärksten beeinflusst.

In dem Bereich der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit und sozialen Hilfe zeigte sich jedoch eine höhrere Resilienz. Die Resilienz zeigte sich auch als eine Frage krisenspezifischen Unterstützung. Organisationen, die sich soziale und materielle Unterstützung leisten konnten (wie beispielweise Nachhilfe-Angebote, Erledigung von Einkäufen etc.) erwiesen sich als resilienter.

aus: Rößler-Prokhorenko, Hutter und Höltmann (2022): Die Resilienz der Helfenden. Wie Vereine und Initiativen durch die Pandemie kamen, in: WZB Mitteilungen, Nr. 176, S. 61-64.

Wie in der Grafik zu sehen, zeigt sich, dass eine organisierte Zivilgesellschaft trotz Kontaktbeschränkungen in der Lage war Hilfe anzubieten. Professionelle Organisationen konnten in ihrer Hilfsbereitschaft hervorstechen, während Vereine und Initiativen kaum voneinander unterschieden. Besonders Organisationen, welche im Bereich der sozialen Hilfe aktiv sind, konnten am meisten Unterstützung leisten.

Organisationen im Wandel

Es bleibt festzuhalten, dass der klassische Verein sich nicht zuletzt durch die Corona Pandemie einem Wandel unterzieht. Informalisierung und Professionalisierung sind Trends, mit denen Organisationen auf die Pandemie Notlage reagiert haben. Besonders interessant zeigt sich hier die Gegensätzlichkeit. Eine informelle Organisation zeigt sich resilienter aufgrund ihrer offenen Strukturen, während professionelle Organisationen gerade wegen ihres qualifizierten Personals gestärkt wurden.

Zwar zeigen die Ergebnisse nur eine Momentaufnahme des ersten halben Jahres der Corona Pandemie, nichtdestotrotz ist es zu vermuten, dass der Trend hin zu Professionalisierung und Informalisierung durch die Pandemie beschleunigt wird.

Die vollständige Publikation ist hier zu lesen.