COVID-19 und Proteste – Publikation

Neue Publikation: More stress, less voice?

Im Zuge der COVID-19-Pandemie haben die Forscher Swen Hutter und Roxana Burciu ihre Forschung über die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der politischen Partizipation während der Pandemie abgeschlossen. Diesen Herbst veröffentlichten sie ihren Artikel „Mehr Stress, weniger Stimme? Die geschlechtsspezifische Kluft bei der politischen Partizipation während der COVID-19-Pandemie“ im European Journal of Politics and Gender.

Dass die Pandemie sowohl den Alltag als auch die Politik gravierend beeinflusst hat, ist weithin anerkannt. In der Anfangsphase vermuteten Forscher einen Stillstand der politischen Partizipation. Diese Erwartung hat sich seitdem als falsch erwiesen. Dennoch bleibt unbestreitbar, dass sich neben den politischen und gesellschaftlichen Kontexten auch die Art und Weise der politischen Partizipation verändert hat.

Wie hat die Pandemie politische Teilhabe beeinflusst?

Wessen Stimmen wurden während der Pandemie am meisten erhört? Hat sich die ohnehin bestehende Kluft zwischen den Geschlechtern in der politischen Partizipation noch weiter vergrößert? Mit Befragungsdaten für Deutschland bewerteten Hutter und Burciu die Entwicklung und Treiber des Gender Gap von Herbst 2020 bis Frühjahr 2021.

Sie kamen zu dem Schluss, dass sich die Auswirkungen der Pandemie auf die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern auch auf die politische Partizipation übertrugen. Vor allem Frauen beteiligten sich weniger an Aspekten wie Freiwilligenarbeit oder Spendenbereitschaft. Aber die zunehmende Kluft hatte unerwartete Gründe. Mit Ressourcenknappheiten, wie etwa der Zunahme der Care-Arbeit, ließen sich diese nicht erklären. Faktoren wie Kinderbetreuung förderten sogar eine stärkere Beteiligung.

Hat Care-Arbeit einen Einfluss auf politische Beteiligung?

Aber warum wurde die Lücke dann nicht geschlossen? Es zeigt sich, dass Faktoren wie Sorgearbeit und Kinderbetreuung Männer stärker politisieren als Frauen. Hutter und Burciu schrieben:

„[..]Während Männer mit Kinderbetreuungspflichten zu Hause politisch aktiver geworden sind als ihre kinderlosen männlichen Altersgenossen, finden wir solche Unterschiede bei unseren weiblichen Befragten nicht. Wichtig ist, dass dieser Aktivierungseffekt bei Männern für bürgerschaftliches Engagement nicht [zu beobachten] war.“

Wo braucht es mehr Forschung?

Basierend auf ihren Erkenntnissen wird vorgeschlagen, dass weitere Untersuchungen zum Selbstvertrauen von Frauen durchgeführt werden sollten. Fragen wie: „Wird die Pandemie langfristige Auswirkungen auf die Teilnahmebereitschaft von Frauen haben?“ bleiben weitgehend unbeantwortet.

Es muss auch erwähnt werden, dass die Spitze der Anti-Containment-Proteste in Deutschland größtenteils aus rechtsradikalen Parteien und sozialen Bewegungen hervorgeht. Daher müssen weitere Forschungen die unterschiedliche Anziehungskraft dieser Proteste auf Männer und Frauen untersuchen. Hier besteht zum Teil die Möglichkeit zu erklären, warum es Unterschiede in der Mobilisierungskraft pandemiebedingter Belastungen gibt.

Zentrale Erkenntnisse

In Deutschland hat sich der Gender Gap in der politischen Partizipation leicht erhöht.

Die Pandemie wirkte sich auf den wirtschaftlichen und sozialen Status von Frauen aus und beeinflusste somit die Partizipation von Frauen an der Politik negativ.

Belastungen im Zusammenhang mit der Pandemie, wie z. B. erhöhte Care-Arbeit, wirkten bei Männern stärker mobilisierend als bei Frauen.

Der ganze Artikel ist hier zu finden.