Über unsere Arbeit
Wie und unter welchen Bedingungen interagieren zivilgesellschaftliche Akteur:innen miteinander? Erzeugen oder erschüttern sie dabei gesellschaftlichen Zusammenhalt?
Mit unserer Forschung wollen wir neue Erkenntnisse über das ambivalente Verhältnis von Zivilgesellschaft und gesellschaftlichem Zusammenhalt liefern.
Das Verbundprojekts umfasst ein breites empirisches Forschungsprogramm zu den Folgen der Zivilgesellschaft für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Daran sind Wissenschaftler:innen der Sozial-, Geistes- und Humanwissenschaften sowie der Informatik von der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Technischen Universität Berlin beteiligt.
Unsere Forschung wird durch die Berlin University Alliance Grand Challenges: Exploration Projects Social Cohesion Initiative gefördert.
Unser Forschungsgegenstand
Soziale
Kohäsion
Zusammenhalt und soziale Kohäsion werden weithin als wünschenswerte Merkmale sozialer Gruppen verstanden. Damit werden Stabilität, Solidarität, soziale Integration und ein Gefühl von Zusammengehörigkeit verbunden. Die Begriffe lassen sich auf verschiedene Formen von sozialen Einheiten beziehen, von kleinen Gruppen über lokale Gemeinschaften bis hin zu nationalstaatlichen Gesellschaften. So können eine Familie, eine Nachbarschaft, eine Organisation oder eine religiöse Gemeinschaft kohäsiv sein.
Ursprünglich in der Chemie verwendet, beschreibt der Begriff Kohäsion jene Anziehungskräfte, die ähnliche Moleküle aneinander binden, wie z.B. in einem Tropfen Wasser. In Bezug auf soziale Verbände wird Kohäsion oftmals als wertvoll betrachtet, weil damit Vorstellungen von Konfliktfreiheit, einem hohen Maß Kooperationsbereitschaft und Integration sowie starker emotionaler Bindungen verbunden sind.
Zivil-
gesellschaft
Das Konzept der Zivilgesellschaft hat eine lange Tradition im politischen Denken und in öffentlichen Debatten. Häufig wird die Zivilgesellschaft mit Vorstellungen vom Gemeinwohl oder wünschenswerten Formen des menschlichen Miteinanders in Verbindung gebracht. In unserem Forschungsprojekt verfolgen wir einen weniger normativen und mehr sektoralen Ansatz für dieses Phänomen. Wir verstehen unter Zivilgesellschaft im weitesten Sinne alle freiwilligen Zusammenschlüsse von Bürger:innen jenseits von Staat und Markt.
Diese Vereinigungen können von Freizeitvereinen, Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen bis hin zu sozialen Bewegungen und Protestnetzwerken reichen. Dabei berücksichtigen wir auch, was als unzivil oder die dunkle Seite der Zivilgesellschaft bezeichnet wird. Wir interessieren uns für die mehrdeutigen bzw. widersprüchlichen Beziehungen zwischen zivilgesellschaftlichen Interaktionen, sozialem Zusammenhalt und Demokratie.
Interaktions-
dynamiken
Interaktionen sind Teil des täglichen Lebens und treten auf verschiedenste Weise in sozialen Situationen auf. Dynamiken sozialer Interaktion entstehen unausweichlich, mitunter unbewusst, in sozialen Interaktionen zwischen Individuen und Gruppen, aber ebenso in interaktiven Prozessen zwischen Mensch und Maschine (KI). Synchronisierung und Ko-Regulation sind dabei zwei wesentliche Mechanismen, die interaktive Prozesse regulieren und gelingende Interaktionen befördern. Dadurch kann wiederum die Wahrnehmung von sozialer Nähe und Kohäsion gestärkt werden.
Synchronisierung wird oftmals als Tendenz verstanden, Emotionen und Verhalten, vor allem nonverbal, zu spiegeln oder zu imitieren. Ko-Regulation bezieht sich auf kooperatives Verhalten in sozialen Interaktionen sowie die Fähigkeit, die Handlungen aller Beteiligten zu antizipieren. Beide Mechanismen können das Gelingen sozialer Interaktionen bedingen, und zwar unabhängig davon, ob sie bewusst oder unbewusst eingesetzt werden. Soziodemographische Faktoren sowie soziale Identitäten können den Ausschlag geben, wie und in welcher Form die Mechanismen auftreten und letztlich individuelle Eindrücke des Zusammenhalts schwächen oder stärken.