Vortrag zu Dunkler Partizipation von Dr. Lena Frischlich

Bild von Dr. Lena Frischlich

Im März 2022 war Dr. Lena Frischlich mit einem Vortrag zu Dunkler Partizipation zu Gast im Forschungsprojekt Social Cohesion and Civil Society. Im ihrem Vortrag stellte die Sozialpsychologin den Begriff sowie dessen Hintergrund vor. Welche Phänomene lassen sich mit dem Begriff beschreiben? Und welche Konsequenzen kann dunkle Partizipation haben?

Phänomene der dunklen Partizipation

Soziale Medien und Online-Communities, wie z.B. Facebook oder 4Chan, bieten Raum für Hasskommentare oder die Verbreitung von Falschnachrichten und Verschwörungserzählungen. Der Begriff dunkle Partizipation beschreibt Phänomene der manipulativen Online-Kommunikation. Darunter fallen Hatespeech, also kommunikative Angriffe auf Personen bzw. Gruppen, sowie Desinformation, die absichtliche Verbreitung von Falschinformationen. Zu dunkler Partizipation kann auch die Verbreitung von Verschwörungserzählungen gezählt werden. Diese folgen häufig einem dualistischen Weltbild, innerhalb dessen streng zwischen Gut und Böse unterschieden wird und unterstellen Verschwörer:innen unrealistische Macht. Entgegen wissenschaftlicher Praxis bzw. Gütekriterien können Verschwörungstheorien zudem nicht angemessen bzw. nachvollziehbar begründet werden.

Folgen von dunkler Partizipation

Dunkle Partizipation kann auf individueller Ebene Folgen für das Wohlbefinden haben oder zur Radikalisierung beitragen. Auf gesellschaftlicher Ebene können die damit verbundenen Phänomene Polarisierung zwischen verschiedenen Gruppen begünstigen oder negative Konsequenzen für den demokratischen Prozess haben, z.B. in Bezug auf die gleichberechtigte Teilhabe oder die gesellschaftliche Willensbildung.

Dr. Lena Frischlich leitet die Nachwuchsforschungsgruppe „DemoRESILdigital: Demokratische Resilienz in Zeiten von Online-Propaganda, Fake news, Fear- und Hate Speech“ an der Universität Münster. Die interdisziplinäre Forschungsgruppe aus Psycholog:innen, Kommunikationswissenschaftler:innen und Wirtschaftsinformatiker:innen versucht mit ihrer Arbeit ein vertieftes Verständnis von manipulativer Online-Kommunikation zu erlangen und untersucht dafür Akteur:innen, Zielgruppen und Wirkungsweisen.

Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?

Im Anschluss an den Vortrag wurde der Begriff und seine Anschlussfähigkeit an das ambivalente Verhältnis von Zivilgesellschaft und sozialem Zusammenhalt diskutiert. Weiterhin wurde sich über Erhebungsmethoden und den empirischen Zugang zu dem Phänomen ausgetauscht.

Das Verbundprojekt Social Cohesion and Civil Society nimmt die Beziehung zwischen Zivilgesellschaft und sozialem Zusammenhalt in den Blick. Zusammenhalt wird dabei weniger als normatives Ideal, sondern als Eigenschaft sozialer Beziehungen bzw. Interaktionen verstanden. Dazu zählen persönliche Begegnungen, Kommunikation in und zwischen zivilgesellschaftlichen Gruppen bzw. Organisationen sowie politische Aushandlungsprozesse. Im Fokus stehen Personen, die sich rund um die Themen Klima und Nachhaltigkeit, Migration und Integration sowie Mieten und Wohnen engagieren. Drei Themen, die polarisieren und Potenzial für dunkle Partizipation, also Hate Speech oder die Verbreitung von Falschinformationen oder Verschwörungstheorien, bieten.

Zur Person

Dr. Lena Frischlich
Dr. Lena Frischlich
Dr. Lena Frischlich ist Diplom-Psychologin und leitet seit 2018 die Nachwuchsforschungsgruppe „DemoRESILdigital: Demokratische Resilienz in Zeiten von Online-Propaganda, Fake news, Fear- and Hate Speech“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Nach ihrem Studium und ihrer Promotion an der Universität zu Köln 2016 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster. Von 2020 bis 2021 vertrat sie die Professur für Medienwandel am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Ludwigs-Maximilian-Universität München. Sie ist Mitglied im Jungen Kolleg der Akademie der Wissenschaften und Künste Nordrhein-Westfalen. Schwerpunkte ihrer Forschung sind (extremistische) Propaganda und Gegenangebote, Intergruppenkommunikation und -beziehungen, existentielle Psychologie sowie positive Medienwirkungen.

Twitter: @lenafrescamente
Profil auf Researchgate
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Weiterführende Literatur 

Quandt Thorsten, Klapproth Johanna, Frischlich Lena (2022). Dark social media participation and well-being. Current Opinion in Psychology, Volume 45, https://doi.org/10.1016/j.copsyc.2021.11.004.

Frischlich Lena, Schatto-Eckrodt Tim, Boberg Svenja, Wintterlin Florian. (). Roots of Incivility: How Personality, Media Use, and Online Experiences Shape Uncivil ParticipationMedia and Communication, 9(1), 195-208. doi10.17645/mac.v9i1.3360 .